Projektabschluss: Mit Künstlicher Intelligenz besser kalkulieren – Wächter entwickelt Assistenten zur Validierung und wird in der Kalkulation unterstützt

Kundenwünsche früh verstehen, besser kalkulieren, effizienter entwickeln – genau darum ging es im jüngsten Innovationsprojekt bei Wächter Packautomatik. Gemeinsam mit Partnern aus dem Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus hat das Unternehmen ein digitales Assistenzsystem entwickelt, das mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Systems Engineering die frühen Projektphasen systematisch unterstützt.

Projekt im Überblick

  • Fokus: Validierung von Kundenwünschen & Angebotskalkulation bei Sondermaschinen
  • Technologien: Systems Engineering, Validierung, Generative KI, Python-basierte Datenaufbereitung
  • Anwendung: Exemplarisch umgesetzt am Beispiel der Gurtbandfertigung
  • Nutzen für Wächter:
    • Frühzeitige Fehlervermeidung und reduzierte Änderungskosten
    • Stärkere Kundenbindung durch transparente Kommunikation
    • Wissenssicherung durch KI-gestützte Kostenschätzung
    • Entlastung der Mitarbeitenden durch intuitive Oberflächen

Die Herausforderung: Wenn am Anfang nicht alles klar ist

In der Welt der Sondermaschinen ist kein Auftrag wie der andere – das gilt auch bei Wächter. Oft fehlen beim Vertragsabschluss noch wichtige Informationen über die genauen Verpackungsaufgaben oder das Umfeld der geplanten Maschine. Die Folge: Spätere Änderungen, Abstimmungsrunden, Verzögerungen – und im schlimmsten Fall auch wirtschaftliche Risiken. Denn je später Anpassungen kommen, desto aufwändiger wird es. Und: Bislang hing vieles vom Erfahrungswissen einzelner Mitarbeiter ab – gerade bei der Kalkulation.

Gerade bei individuellen Lösungen für unsere Kunden brauchen wir am Anfang möglichst viel Klarheit – auch um wirtschaftlich planen zu können. Mit dem neuen System können wir Kundenbedarfe frühzeitig strukturieren und so sicherere Entscheidungen treffen.
– Dr. Michael Heppelmann, Wächter Packautomatik GmbH & Co. KG.

Die Idee: Kundenwissen digital und früh nutzbar machen

Im Rahmen des Projekts wurde eine Lösung entwickelt, die gleich mehrere Probleme adressiert: Mit Methoden des Usability Engineering wurde eine intuitive Benutzeroberfläche geschaffen, die es erlaubt, gemeinsam mit dem Kunden Prozesse, Wirkzusammenhänge und Rahmenbedingungen mittels Systems Engineering strukturiert abzubilden. Außerdem entsteht eine Kalkulationsgrundlage – und das schon in der Konzeptphase. Ergänzt wird das Ganze durch eine KI-gestützte Schätzung von Projektkosten, die typische Muster erkennt und belastbare Vorschläge generiert.

Unser Ziel war, die Expertise unserer Mitarbeitenden in eine digitale, langfristig verfügbare Form zu bringen. KI ist hier kein Ersatz, sondern eine Ergänzung, die unser Erfahrungswissen sichert und neue Spielräume eröffnet.
– Dr. Michael Heppelmann, Wächter Packautomatik GmbH & Co. KG.

Die Perspektive der Forschung: Soziotechnisch durchdacht

„Für uns war wichtig, dass die KI nicht als Black Box agiert, sondern im Dialog mit den Mitarbeitenden funktioniert – nachvollziehbar, unterstützend und auf Augenhöhe“, sagt Lynn Humpert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut Entwurfstechnik Mechatronik IEM, die Wächter im Projekt fachlich begleitet hat.

Auch die Kombination aus Systems Engineering und generativer KI hat enormes Potenzial – nicht nur für die Technik, sondern auch für die Art, wie Menschen im Unternehmen zusammenarbeiten.
– Lynn Humpert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut Entwurfstechnik Mechatronik IEM

Und wie geht’s weiter?

Das Projekt ist abgeschlossen – doch der Weg zur smarten Angebotskalkulation geht weiter. In den kommenden Monaten wird geprüft, wie sich das neue System zur Validierung in die Praxis überführen lässt und eine bessere Datenbasis für die Kalkulation mittels KI aufbauen lässt. Perspektivisch könnten KI-Modelle standardisierte Aufgaben übernehmen, Mitarbeitende entlasten und gleichzeitig helfen, noch passgenauere Angebote zu erstellen.

Ein Projekt, das zeigt: Validierung und Vorkalkulation mittels Künstliche Intelligenz können echte Teamplayer sein – wenn sie so gestaltet sind, dass sie den Menschen stärken.

Usability Engineering

Usability Engineering ist ein nutzerzentrierter Ansatz zur Verbesserung der Gebrauchstauglichkeit von Produkten durch Methoden wie Prototyping und Usability-Tests. Ziel ist eine einfache, effiziente und fehlerarme Nutzung.

Systems Engineering

Systems Engineering ist ein interdisziplinärer Ansatz zur Entwicklung komplexer Systeme, bei dem alle technischen und organisatorischen Aspekte integriert geplant und gesteuert werden. Ziel ist ein funktionierendes und anforderungsgerechtes Gesamtsystem.