FHDW schließt „KI-Reise“ mit Veranstaltung für die Kreativwirtschaft ab
„Die KI-Gewässer sind derzeit rau, es kann aber auch Rückenwind geben“, so die Einschätzung von Marcus Koring, der als Senior Director Technology & Project Development bei Bertelsmann arbeitet. Auf der von der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) organisierten Veranstaltung „KI-Einsatz in der Kreativ- und Medienbranche“ informierte der Technologiefachmann über die Transformation der Medienbranche durch Künstliche Intelligenz (KI). Die Veranstaltung ist Teil der KI-Reise, die vom Bundesforschungsministerium im Rahmen der Forschungsinitiative Arbeitswelt.Plus gefördert wird.
Auf der Welt wird derzeit viel Geld in die Weiterentwicklung von KI investiert und wir müssen uns weiterhin ständig anpassen, um am Ball zu bleiben.– Marcus Koring, Senior Director Technology & Project Development bei Bertelsmann
„ Wichtig ist, dass wir Menschen die Deutungshoheit nicht verlieren. Wir müssen uns jetzt intensiv mit der rechtlichen Lage auseinandersetzen,“ riet er. Denn hier gebe es zum Beispiel bei den Urheberrechten noch viele Unklarheiten. „Creatoren müssen auch in Zukunft für ihre Leistung bezahlt werden.“ Anhand zahlreicher Beispiele vermittelte Koring den Teilnehmern der ausgebuchten Veranstaltung einen Überblick über das, was die KI im Kreativbereich derzeit leisten kann. Für die Zukunft prognostizierte er eine äußerst schnelle Weiterentwicklung der Technologie „Auf der Welt wird derzeit viel Geld in die Weiterentwicklung von KI investiert und wir müssen uns weiterhin ständig anpassen, um am Ball zu bleiben.“ Er sehe einen zunehmenden Einsatz von KI-Agenten und die Entwicklung von sogenannten ‚Content-Schwämmen‘ da die einzelnen Tools immer zugänglicher würden. „Ich erwarte mehr Content, mehr Wettbewerb und daraus resultierend mehr Kreativität“. Angesichts immer besserer Deepfakes von Fotos, Videos oder Stimmen sei es für unsere Gesellschaft entscheidend, die Deutungshoheit nicht abzugeben.
Praktische Erfahrungen mit KI im kreativen Alltag
Über praktische Erfahrungen mit der KI im kreativen Alltag berichtete Spieleentwickler Holger Schulz vom bib International College. „KI ist nicht Muse“, betonte er in seinem Impulsvortrag. „Sie macht die Dinge zwar schneller, doch das heißt nicht, dass sie gleichzeitig gut und günstig werden.“ Die Arbeit an der Spielegrafik werde durch KI nicht weniger, nur anders verteilt. „Wir brauchen weiterhin Menschen, die Fehler der KI beheben, nachbessern und feintunen müssen.“ Durch die Beschleunigung bestimmter Prozesse, könne allerdings auch mehr Zeit für Kreativität und Qualität zur Verfügung stehen. „Wir müssen KI mit Bedacht einsetzen – allein schon wegen des Copyrights,“ riet Schulz. Problematisch sei zudem die Output-Kontrolle, wenn offene KI-Tools in die Spiele integriert würden. Sein Fazit: „KI kann uns unterstützen, aber gestalten müssen wir selbst.“
KI kann uns unterstützen, aber gestalten müssen wir selbst.– Holger Schulz, bib International College
Rolle von Kreativschaffenden in Zeiten von KI
Co-Creation mit der Technologie statt Konkurrenz zur Maschine, so das Credo von Patrik Hübner. Der international gefragte Designer und Kreativdirektor der Paderborner Agentur Farbkind GmbH beleuchtete die Rolle von Kreativschaffenden in Zeiten von KI. Für Designer sieht er eine neue Rolle als Vermittler zwischen Gesellschaft, Politik und Forschung. „Wir brauchen eine neue Art des Denkens, um die Kontrolle zurückzugewinnen“ stellte er klar. Problematisch sei nicht die Geschwindigkeit der KI-Entwicklung, sondern das allzu bereitwillige Akzeptieren ihrer Ergebnisse. „Es geht darum, diese Technik nicht nur zu nutzen, sondern sie auch zu gestalten,“ forderte Hübner, der sich schon als Kind mit Programmierung beschäftigte. Als Mensch-Maschine-Team entwickele er KI-gestützte Tools, um Inhalte durch eine neue Form des generativen Designs anders begreifbar zu machen und zu inszenieren.
Wir brauchen eine neue Art des Denkens, um die Kontrolle zurückzugewinnen.– Patrik Hübner, Farbkind GmbH
Grenzen der KI-Gestaltung
„Um große Kunst zu machen, muss man erst einmal wissen, wie es ohne KI geht,“ meint Karsten Strack, Leiter des Literaturbüros OWL, Inhaber des Lektora Verlags und Mitglied der AG „Künstliche Intelligenz in der Kultur“ des NRW-Kulturrats. Am eigenen Beispiel zeigte er, wo KI-Gestaltung bei Kunst und Kultur an ihre Grenzen stößt. „Auch als talentloser Zeichner oder Fotograf kann ich meine Ideen heute mit einfachen KI-Tools visualisieren“, so Stracks Erfahrung. „Die Ergebnisse sind brauchbar, aber nicht wirklich gut.“ Auch bei der Komposition von Musik kämen „ganz passable Sachen“ raus. „Obwohl geübte Hörer das natürlich merken.“ Am Beispiel von Gedichten zeigte er, dass echte und KI-generierte Poesie manchmal kaum zu unterscheiden ist. „Je kürzer der Text, desto weniger fällt es auf.“ Im Verlagswesen sei KI beispielsweise beim Korrekturlesen besser und schneller, tue sich aber beim klassischen Lektorat noch sehr schwer. „In großen Verlagen wurden allerdings bereits erste Bücher von KI geschrieben.“
Die KI-Reise ist erfolgreich angekommen
Die Veranstaltung zu ‚KI in der Kreativwirtschaft‘ war der Abschluss der vom Bundesforschungsministerium im Rahmen der Forschungsinitiative Arbeitswelt.Plus geförderten Veranstaltungsreihe ‚KI-Reise 2025‘ der FHDW. Sehr zufrieden damit zeigte sich Prof. Dr. Eckhard Koch Leiter für Forschung, Entwicklung und Transfer und Präsident der FHDW: „Alle Veranstaltungen zu den vier Themenschwerpunkten waren in kurzer Zeit komplett ausgebucht.“ Insgesamt seien 680 Teilnehmende in den FHDW-Hochschul-Campus gekommen.