Künstliche Intelligenz für eine bessere Arbeitswelt: OWL zeigt, wie es geht – und ist Vorreiter in Deutschland
ChatGPT verändert die Art und Weise, wie wir arbeiten. Wie Künstliche Intelligenz (KI) darüber hinaus die Arbeitswelt neu gestaltet, haben Vertreter:innen der Bundespolitik aus OstWestfalenLippe mit Expert:innen aus dem Spitzencluster it’s OWL und dem Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus diskutiert. Dabei rücken insbesondere die Auswirkungen für die Beschäftigten in den Vordergrund. Unternehmen und Forschungseinrichtungen in OWL entwickeln konkrete Anwendungen, wie durch KI die Arbeitsbedingungen verbessert und die Beschäftigten entlastet werden können. Beispielsweise durch eine intelligente Arbeitsplanung und digitale Assistenten, die bei der Wartung und Montage unterstützen. OWL wird als ideale Region gesehen, in der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam die Potenziale von KI nutzen. So wird die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland gesichert.
Wie Unternehmen in OWL bereits KI verantwortungsvoll einsetzen, zeigt das 2020 gegründete Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus. „Mit dem Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus wollen wir bundesweit Vorreiter und Wegbereiter für eine menschengerechte Gestaltung von KI in der Arbeitswelt sein.“, sagt Prof. Roman Dumitrescu, Projektleiter und Geschäftsführer von it’s OWL.
In acht Leuchtturmprojekten entwickeln 20 Unternehmen und Forschungseinrichtungen konkrete Lösungen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt. In jedem Projekt wird die IG Metall mit eingebunden. Dabei stellen sie die Auswirkungen von KI auf die Beschäftigten in den Fokus. Das Kompetenzzentrum wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Außerdem ist es eins der größten Projekte des Technologie-Netzwerks it’s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe.
KI hilft bei der Produktionsplanung und vermittelt Wissen
Im Delbrücker Unternehmen Bette, einem Spezialisten für Badelemente, wird beispielsweise die Belastung der Mitarbeiter:innen in der Produktion durch optimierte Arbeitspläne reduziert. Die im Rahmen des Projekts entwickelten KI-basierten Algorithmen unterstützen die Arbeitsvorbereitung so, dass Belastungsspitzen in der Produktion weitestgehend vermieden werden.
Bei Weidmüller, Spezialist für Verbindungstechnik sowie Elektronik und einer der größten Steckerhersteller Deutschlands, wird in Detmold an einem KI-Assistenten gearbeitet. Dieser unterstützt Mitarbeiter:innen je nach Bedarf. So soll der Assistent unter anderem in der Montage Anweisungen geben, die auf die Erfahrung und Qualifikation der Beschäftigten zugeschnitten sind. Dadurch werden diese entlastet.
Von den erarbeiteten Lösungen können auch Unternehmen außerhalb des Kompetenzzentrum profitieren. Dafür können sie unterschiedliche Angebote nutzen. So können kleine und mittlere Unternehmen beispielsweise in Transferprojekten mit einer Forschungseinrichtung aus dem Kompetenzzentrum Ergebnisse und Erfahrungen aus den Projekten nutzen. Das ermöglicht ihnen eigene KI-Anwendungen in ihren Betrieben einzusetzen.
„Das Kompetenzzentrum unterstützt mittelständische Unternehmen, KI-Technologien unter Berücksichtigung der jeweiligen Organisation und der Mitarbeiter:innen einzuführen und so aus der Nutzung von KI einen echten Mehrwert zu generieren. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Mittelstands in OWL.“, sagt Dr. Eberhard Niggemann, Konsortialsprecher des Kompetenzzentrums Arbeitswelt.Plus und Head of Scientific Cooperations, Networks & Public Affairs Weidmüller Gruppe.
Unternehmen und Politik sehen großes Potenzial
Wie Niggemann sehen die Bundespolitiker aus OstWestfalenLippe großes Potenzial für die Region darin, dass die Unternehmen in OWL auf einen verantwortungsvollen Einsatz von KI setzen.
„Die Industrie in Ostwestfalen-Lippe zeichnet sich durch einen hohen Innovationsgeist aus. Ostwestfälisch-lippischer Unternehmergeist gepaart mit KI wird unsere Region zukunftsfit machen – ohne, dass wir hierbei den Menschen vergessen.“, sagt Ralph Brinkhaus, Mitglied des Deutschen Bundestags und CDU-Bezirksvorsitzender in OWL. Er ist fest davon überzeugt, dass die Unternehmen vor Ort KI nutzen, um Betriebsabläufe zu verbessern. Außerdem werden neue Tätigkeitsfelder identifiziert und sich der Fortschritt zu eigen gemacht.
Vor zu viel Überregulierung und zu hohen bürokratischen Hürden für Unternehmen, die Künstliche Intelligenz einsetzen wollen, mahnt der FDP-Abgeordnete Jens Teutrine. „Es besteht die Gefahr, dass Deutschland den nächsten technologischen Meilenstein verschläft und als Folge in technologische Abhängigkeit zu anderen Ländern gerät. Neben ausreichendem Kapital brauchen wir auch Erprobungsräume. Ostwestfalen-Lippe hat das Potenzial mit seiner starken Industrie als Modellregion die KI-Blaupause für ganz Deutschland zu werden.“
Dominic Hallau, Co-Vorsitzender des GRÜNEN Bezirksverbands OWL, hebt hervor, dass KI dazu beitragen kann, Prozesse zu automatisieren. So wird die Effizienz von Produktionsanlagen erhöht. Die KI-gestützte Überwachung und Wartung von Anlagen kann beispielsweise helfen, Ausfallzeiten zu vermeiden und die Lebensdauer nachhaltig zu erhöhen. Allerdings ist es wichtig, genau zu bewerten, wo der Einsatz von KI tatsächlich sinnvoll ist und „an welcher Stelle der Einsatz eher Marketingzwecken dient“.
Für Prof. Roman Dumitrescu ist der Austausch mit der Politik wichtig. „Nur gemeinsam können wir Lösungen erarbeiten, die den Einsatz von KI fair und verantwortungsvoll gestalten und so die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland zu sichern. Die Politik muss die Rahmenbedingungen und Umsetzungsprogramme schaffen, damit wir die Potenziale von KI nutzen. Als Beispiel nennt er die datengetriebene Produktion und neue Geschäftsmodelle. Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Spitzencluster it´s OWL stehen bereit, hierfür neue Lösungen zu entwickeln und in den Mittelstand zu bringen.“